1 Jeremiah Clarke war bis zu seinem Stimmbruch im siebzehnten Lebensjahr Chorknabe und wurde dann sogleich zum Organisten ernannt. Das Rondeau, The Prince of Denmark´s March erklang im zweiten Weltkrieg oft in der BBC im Zusammenhang mit kriegerischen Aktivitäten Deutschlands in Dänemark. Mit einer Pistole beging Clarke in London Selbstmord, angeblich wegen einer unerfüllten Liebe zu einer Frau aus höherem Stand. Er wurde mit einer Ausnahmegenehmigung in der Krypta der Saint Pauls Cathedral beigesetzt, das war Selbstmördern sonst nicht gestattet.
2 Anton Bruckner, österreichischer Komponist der Romantik, kam als ältestes von zwölf Kindern des Lehrers Anton Bruckner und dessen Ehefrau Therese zur Welt, und da zu den damaligen Pflichten eines Dorfschullehrers auch kirchenmusikalische Dienste, wie Kantoramt und Orgelspiel, auch das Aufspielen als Tanzbodengeiger auf Festen gehörte, kam der junge Bruckner über seinen Vater bereits früh mit der Musik in Kontakt und lernte den Umgang mit Violine, Klavier und vor allem der Orgel. Über ihn kursieren so viele Anekdoten wie über kaum einen anderen Musiker, so kurios erschien er den Leuten. Tief religiös, von bescheiden mönchischem Lebensstil, vermochte er andere Religionen, wie das Judentum, nicht zu verstehen. Die Rolle von Frauen in Bruckners Leben ist eigentümlich. Zeit seines Lebens schrieb er Heiratsanträge, vorzugsweise an junge Frauen um die 20, und immer erfolglos. Er litt auch an verschiedenen Zwangsvorstellungen, trug aus Angst vor einer Pollution ein wasserdichtes Unterkleid in öffentlicher Gesellschaft und sein Zählzwang, der sich unter anderem in durchgängig nummerierten Taktperioden zahlreicher Partituren niederschlug, ist bekannt. Sein bäuerlich anmutendes, oft ungeschickt erscheinendes Benehmen, ließ ihn als Bauerntölpel erscheinen. „Halb ein Gott, halb ein Trottel“ soll Gustav Mahler es formuliert haben.
3 Claude Gervaise, um 1510 vielleicht in Paris geboren und vielleicht 1558 eben da gestorben, war ein französischer Gambist, Komponist und Musikverleger der Renaissance. Vermutlich hielt er sich zeit seines Lebens in der französischen Hauptstadt auf und wirkte wahrscheinlich als Musiker in der Hofkapelle des Königs. Neben einigen vierstimmigen Chansons schuf er vor allem etliche mehrstimmige Tanzstücke im volkstümlichen Stil, die zu seiner Zeit in Paris in der vornehmen Gesellschaft äußerst populär waren, dabei bevorzugte er Pavane und Gaillarde.
Die Pavane ist ein sehr einfacher Schreittanz spanisch-italienischer Herkunft, der über ganz Europa verbreitet war und im 16. und 17. Jahrhundert seine Blütezeit erlebte. Wer sein Sozialprestige demonstrieren wollte, tanzte mit besonderer Vorliebe diesen würdevollen Tanz. So schrieb der französische Tanztheoretiker Thoinot Arbeau: „Den Königen, Fürsten und großen Herren dient die Pavane dazu, sich aufzublähen und sich prunkend zu zeigen.“ Auch die englische Königin Elisabeth I. hatte mit offensichtlicher Vorliebe die Pavane getanzt. Die Pavane wird oft mit einer Gaillarde kombiniert.
Die Gaillarde war ein ab 1400 in Frankreich verbreiteter Tanz im schnelleren Dreiertakt, als Springtanz ursprünglich ein Volkstanz, und verbreitete sich zu Ende des 15. Jahrhunderts auch an vielen europäischen Höfen. Berühmte und begeisterte Gaillarde-Tänzer waren zum Beispiel Königin Elisabeth I. von England und Don Juan José de Austria.
5 Johann Sebastian Bach gilt heute als einer der bekanntesten und bedeutendsten Musiker mit Einfluss auf spätere Musikschaffende. Mit neun Jahren bereits Vollwaise, wuchs er bei seinem um dreizehn Jahre älteren Bruder auf. Bach betrachtete sich im Komponieren als Autodidakt. Mehrmals hatte er Konflikte mit dem Arnstädter Konsistorium in Hinblick auf sein Verhalten Chormitgliedern gegenüber und seiner Art, Orgel zu spielen. So wurde er ermahnt, bei der Begleitung der Choräle im Gottesdienst die Gemeinde nicht durch befremdliche Zwischenspiele, Verzierungen und Modulationen zu verwirren. Ferner wurde ihm vorgeworfen, in der Kirche mit einer „frembden Jungfer“ musiziert zu haben. Europaweit bekannt war Bach zu Lebzeiten vor allem als Organist und Cembalovirtuose sowie als Meister der Improvisation. Der Musikkritiker Johann Adolf Scheibe schrieb 1737 über Bachs Fähigkeiten als Virtuose:
„Ich habe diesen großen Mann unterschiedliche Male spielen hören. Man erstaunet bei seiner Fertigkeit, und man kann kaum begreifen wie es möglich ist, daß er seine Finger und seine Füße so sonderbar und so behend ineinanderschrenken, ausdehnen und damit die weitesten Sprünge machen kann, ohne einen einzigen falschen Ton einzumischen oder durch eine so heftige Bewegung den Körper zu verstellen.“ Nach Bachs Tod gerieten seine Werke jahrzehntelang in Vergessenheit und wurden kaum noch öffentlich aufgeführt. Erst mit der Wiederaufführung der Matthäus-Passion unter Leitung von Felix Mendelssohn Bartholdy im Jahre 1829 setzt die Wiederentdeckung Bachs in der breiten Öffentlichkeit ein.
6 Das Menuett (frz. menuet, engl. minuet, ital. minuetto), aus dem Französischen von „menu pas“ (kleiner Schritt), ist ein alter französischer Volkstanz und war ein wichtiger Tanz der Barockzeit und Klassik. Das Menuett war ein beliebter Gesellschaftstanz von der zweiten Hälfte des 17. bis zum späten 18. Jahrhundert.
7 „Musikerbriefe sind oft aufschlussreiche Dokumente“, sagt Friedrich Blume völlig zu Recht. Wolfgang Amadeus Mozart war ein geradezu passionierter Briefschreiber, und auch Mendelssohn und Wagner waren mit einem erstaunlichen epistolaren Talent gesegnet. Und wenn Beethoven sich manchmal unhöflich gab, so hat er in vielen Briefen seine Seele offenbart. Chopin schrieb gelegentlich glänzende Briefe und Joseph Haydn hat uns eine fesselnde Sammlung Briefe hinterlassen. Meyerbeer war ein hochtalentierter Briefschreiber, Fauré und Saint-Saens haben sechzig Jahre lang miteinander korrespondiert. Die Liste ließe sich um ein weiteres Dutzend ergänzen. Bachs Briefe hingegen sind eine einzige Enttäuschung. Sein Deutsch ist kaum zu verstehen, mit lateinischen Begriffen und vielen anderen Fremdwörter gespickt, in blumiger und geradezu untertäniger Sprache. Die Sätze sind lang und so hochgestochen und oft so gewunden, dass man minutenlang überlegen muss, was er eigentlich sagen wollte. Höchst selten ist es etwas Interessantes, Persönliches ist kaum zu entdecken. Erstaunlich oft kommt Bach auf Geld und Unkosten zu sprechen. Es lässt sich nicht leugnen: Bach konnte nicht schreiben. So halten David und Mendel in ihrem Vorwort zu „The Bach Reader“ fest: „Bach selbst – der in der Musik so ausgearbeitete und zugleich anmutige Strukturen schuf wie sonst keiner vor ihm – schrieb manchmal grammatikalisch fehlerhaftes Deutsch, ganz zu schweigen von einem vernünftig klaren Ausdruck“. Ein erstaunlicher Brief aus den letzten Jahren ist allerdings das zornige Schreiben an Johann Georg vom 20. März 1748. Keine Spur von Höflichkeit und Unterwürfigkeit: „Jezo vergeth mir das Geduld. Wie Lange glauben sie wohl das ich mit dem Clavesin warten soll? Zwey Monathe sind schon vergangen und es steht noch immer beym nehmlichen. Es thut mir Leid sie so zu schreiben ich kann aber nicht anderes. Sie müsen es in ordnung bringen und das in 5 Tage sonst werden wir nie Freunde. Adieu, Johann Sebastien Bach.“
8 Es gibt einen Satz von Emil Cioran, den rumänisch-französischen Denker, der mit eigener Lebenserfahrung zu tun hat. Spielt man viele Stunden abends an der Orgel in einem leeren, dunklen Kirchenraum macht man eine Erfahrung von Fülle und verspürt eine hymnische Dankbarkeit, die keine Gründe braucht: „Wenn es jemand gibt, der Bach alles verdankt, dann ist es gewiss Gott.“
9 „Lauscht man Bach sieht man Gott keimen“, schreibt Emil Cioran, „lauscht man einem Oratorium, einer Kantate oder einer Passion, weiß man, dass er existiert… Zu denken, dass so viele Theologen und Philosophen Nächte und Tage damit verbracht haben Beweise für die Existenz Gotte zu finden, und auf diesen einzigen Beweis vergaßen…“
10 Georg Friedrich Händel, seine Werke gehören seit mehr als 250 Jahren ununterbrochen zum Aufführungsrepertoire, länger als die jedes anderen Komponisten, 42 Opern und 25 Oratorien. Schon mit 8 Jahren begann er zu musizieren. Mit achtzehn begab sich Händel nach Hamburg und spielte an der ersten deutschen Oper Violine, später Cembalo. Er befreundete sich mit dem Komponisten und Dirigenten Johann Mattheson. Dennoch kam es später mitten in der Vorstellung von Matthesons Oper Cleopatra zu einer lautstarken Auseinandersetzung zwischen den beiden. Händel weigerte sich, Mattheson den Dirigentenplatz zu überlassen, als dieser, nachdem er sich in seiner Rolle als Marcus Antonius auf der Bühne entleibt hatte, wie üblich wieder seinen Platz am Cembalo einnehmen wollte. Der Streit führte zu einem Degenduell vor der Oper am Gänsemarkt. Seit diesem Ereignis bestand zwischen beiden ein gespanntes und reserviertes Verhältnis.
Händel unternahm eine Studienreise durch Italien, begründete hier seinen Ruhm und nahm schließlich den Posten des Kapellmeisters am Hofe von Hannover an, reiste jedoch schon kurz darauf nach London. Dort sollte er, von Reisen abgesehen, den Rest seines Lebens verbringen, und wurde englischer Staatsbürger. Im Alter von 74 Jahren verstarb er und hinterließ – je nach Umrechnung – 2 bis 6 Millionen Euro in Wertpapieren angelegt, er wurde in der Londoner Westminster Abbey beigesetzt.
Die Sonate in E-Dur wurde für Violine und Basso continuo komponiert. Trunken vor Glückseligkeit mutet das Adagio an, am Ende bleibt eine Frage offen.
11 Der Lyriker Lars Gustafsson über Bach: „Es muss eine Welt gegeben haben vor der Triosonate in D, eine Welt vor der A-moll-Partita, aber was war das für eine Welt? Ein Europa der großen leeren Räume ohne Widerhall, voll von unwissenden Instrumenten, wo das Musikalische Opfer und das Wohltemperierte Klavier noch über keine Klaviatur gegangen waren. Einsam gelegene Kirchen, in denen nie die Sopranstimme der Matthäus-Passion sich in hilfloser Liebe um die sanfteren Bewegungen der Flöte gerankt hat, weite sanfte Landschaften, wo nicht zu hören ist als die Äxte alter Holzfäller, das muntere Bellen starker Hunde im Winter und Schlittschuhe auf blankem Eis wie ferne Glocken; die Schwalben, die durch die Sommerluft schwirren, die Muschel, die das Kind lauschend ans Ohr drückt, und nirgends Bach, nirgends Bach. Die Schlittschuhstille der Welt vor Bach.“
12 „So eine Bachsche Fuge ist ein Kristall“, habe Richard Wagner wie Cosima berichtete, gesagt. Es ist nicht anzuzweifeln, dass Bach der Gipfel der Orgelmusik ist, der Schöpfer der protestantischen Kirchenmusik. Es ist anzunehmen, dass Bach als Künstler selten großen Erfolg erlebt hatte, und überwältigt hatte dieser ihn nachweislich nie. Selbstzufriedenheit als Komponist, obwohl er immer gesichert leben konnte, gab es bei ihm offensichtlich nicht. Wir wissen, dass er sein ganzes Leben lang immer wieder seine Partituren hervorgeholt, umgeschrieben, verfeinert oder parodiert hat. Kein Verleger wartete auf Bachs Handschriften, um die Werke zu drucken, zu verbreiten, mit ihnen reich zu werden und dem Urheber einen Teil der Einnahmen abzugeben. Dieses urheberrechtliche System kannte Bach nicht. Er schrieb für den Augenblick und schuf Werke für die Ewigkeit.
13 Rule, Britannia!, ein patriotisches Lied der Texter James Thomson und David Mallet Rule Britannia, galt und gilt als inoffizielle Nationalhymne des früheren Königreiches Großbritanniens und heute des Vereinigten Königreiches Großbritanniens und Nordirlands und wurde erstmals am 1. August 1740 auf dem Landsitz des Prince of Wales Friedrich Ludwig von Hannover in Cliveden (Buckinghamshire) aufgeführt. Zum Zeitpunkt der Uraufführung teilte sich die britische Marine die Vorherrschaft auf See noch mit Franzosen und Niederländern.