Konzert 12.10.2013

einladungV2_12.10.13.-2pdf-page-001Programm Konzert-page-001

1 Georg Friedrich Händel, seine Werke gehören seit mehr als 250 Jahren ununterbrochen zum Aufführungsrepertoire, länger als die jedes anderen Komponisten, 42 Opern und 25 Oratorien.

Am 19. Juli 1717 berichtet der Daily Courant:

„Am Mittwochabend, ungefähr um acht, begab sich der König in einer offenen Barke, in der die Herzogin von Bolton, die Herzogin von New Castle, die Gräfin von Godolphin, Frau Kilmaseck und der Graf von Orkney waren, auf eine Bootsfahrt. Und sie fuhren flussaufwärts nach Chelsea. Viele andere Boote mit Personen hohen Ranges folgten, und so bedeckte diese große Anzahl von Booten den ganzen Fluss. In einem Schiff der Stadtgilde spielten die Musiker, die über 50 Instrumente jeglicher Art verfügten. Sie spielten den ganzen Weg von Lambeth (während die Boote mit der Strömung ohne Rudern nach Chelsea trieben) die schönsten, besonders für diesen Anlass von Mr. Händel komponierten Sinfonien, welche Seiner Majestät derart gefielen, dass sie auf dem Hin- und Rückweg dreimal wiederholt werden mussten. Um elf bestieg Seine Majestät wieder eine Barke und legte den gleichen Weg zurück, während die Musik wieder zu spielen begann, bis er an Land ging.“

Händels Wassermusik ist als Freiluftmusik geschrieben. Das bedeutete, dass ein stark besetztes Orchester gebraucht wurde.

 

2 Johann Sebastian Bach gilt heute als einer der bekanntesten und bedeutendsten Musiker mit Einfluss auf spätere Musikschaffende. Mit neun Jahren bereits Vollwaise, wuchs er bei seinem um dreizehn Jahre älteren Bruder auf. Bach betrachtete sich im Komponieren als Autodidakt.

Nach Bachs Tod gerieten seine Werke jahrzehntelang in Vergessenheit und wurden kaum noch öffentlich aufgeführt. Erst mit der Wiederaufführung der Matthäus-Passion unter Leitung von Felix Mendelssohn Bartholdy im Jahre 1829 setzt die Wiederentdeckung Bachs in der breiten Öffentlichkeit ein. Das Orgelbüchlein von Johann Sebastian Bach ist eine Sammlung choralgebundener Orgelstücke, die er vor allem während seiner Amtszeit in Weimar komponiert, es umfasst heute „46 ausgeführte Choralvorspiele“, unter anderem „Liebster Jesu, wir sind hier“.

3 Die Mama aus Aachen, der Papa aus dem am Dreiländereck gelegenen belgischen Grenzdorf Plombieres-Gemmenich, der Sohn César Franck in Lüttich geboren. Nach der ersten musikalischen Erziehung in Belgien und ersten Auftritten als Pianist zog seine Familie nach Paris. César Franck gilt heute als einer der bedeutendsten französischen Komponisten, Lehrer und Organisten der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Die Panis angelicus-Strophen wurden von Thomas von Aquin verfasst und wurden häufig vertont.

Wenn heute vom Panis angelicus (lat. für „Engelsbrot“) die Rede ist, so ist fast immer die Francksche Fassung gemeint, die zum Standardrepertoire vieler Tenöre wie Luciano Pavarotti gehört, aber auch von Sopranistinnen wie Kathleen Battle und Gruppen wie Celtic Woman. Durch seinen dadurch entstandenen Crossover-Charakter ist der Hymnus, obwohl liturgisch unpassend, zu einem beliebten Gesang bei Hochzeitsfeiern geworden.

4 Théodore Dubois. Von bescheidener Herkunft, sein Vater Korbflechter, war eine musikalische Laufbahn gar nicht angedacht. Seine Berufung zum Musiker erfolgt mit sieben in der Kathedrale von Reims, von Musik und Örtlichkeit beeindruckt. Den ersten Unterricht erhält Dubois vom Fassbinder seines Geburtsortes Rosnay, einem Organisten mit bescheidenem Wissen. Es folgt daraufhin Unterricht in Klavier, Orgel und Harmonielehre in Reims, dorthin begibt sich Dubois zweimal die Woche,  13 Kilometer muss er dafür zu Fuß zurücklegen. Als das Konservatorium in Paris in Betracht gezogen wird, wird er vom Vicomte de Breuil unterstützt. Neben dem Studium nimmt er eine Stelle als Organist im Invalidendom an, später wird er Chordirigent an Sainte-Clotilde, während César Franck dort die große Orgel spielt. Théodore Dubois hatte nicht nur Freunde. Seine Geradlinigkeit und Ehrlichkeit, sein Gerechtigkeitsgefühl und sein Abscheu vor Intoleranz, sein Festhalten an der Tradition brachten etliche zukunftsorientierte Kreise gegen ihn auf, er wurde das Opfer diverser Ränke.  War er zu Lebzeiten noch eine wichtige Persönlichkeit im musikalischen Dasein, so geriet er nach seinem Tod in Vergessenheit. Nunmehr entdeckt man ihn wieder. 

5 Franz Schubert wurde als dreizehntes von sechzehn Kindern geboren. Von diesen sechzehn Kindern wurden nur fünf älter als ein Jahr, nur vier erreichten das Erwachsenenalter. In der Literatur wird Schubert traditionell gerne als verkanntes Genie dargestellt, das seine Meisterwerke unbeachtet von der Öffentlichkeit schuf. Wahr ist daran, dass Schubert mit seinen Großwerken – etwa seinen Sinfonien – keine große Wirkung erzielte und ihm mit seinen Opern nicht der ersehnte Durchbruch gelang. Ein wesentlicher Grund dafür war, dass er selbst die Öffentlichkeit nicht suchte und anders als Mozart und Beethoven erst 1827 von seinen Freunden zu einem eigenen Konzert überredet werden konnte, das dann auch ein großer Erfolg wurde. Andererseits war Schubert durchaus überregional bekannt. Vor allem Johann Michael Vogl sorgte als Sänger für die Verbreitung seiner Lieder, und gegen Ende seines Lebens begannen sich auch die Verleger dafür zu interessieren. Rund 100 seiner Werke wurden zu seinen Lebzeiten im Druck veröffentlicht – gemessen an der Zahl von insgesamt etwa 600 Liedern nur ein kleiner Anteil, jedoch mehr, als von vielen seiner Zeitgenossen.

Mit zunehmendem Alter wurde er korpulenter und neigte zu alkoholischen Exzessen. Das meiste für Schuldienst oder verkaufte Kompositionen eingenommene Geld gab er für Abende im Freundeskreis in den Altwiener Gasthäusern aus, was seinem Ruf nicht gerade förderlich war. Konnte er seine Rechnung nicht bezahlen, nahm der Wirt jedoch auch gerne ein Lied in Zahlung, das Schubert oft gleich am Wirtshaustisch komponierte. Seine Freundschaft mit Moritz von Schwind, sein Zusammenleben mit Franz von Schober und seine Beziehung zu Johann Mayrhofer ließen so manchen eine Homosexualität konstatieren. Hiergegen wehrt sich ein Teil der Forschung, die darin eine ähnlich unnatürliche Konstruktion wie das „weinselig-weibernärrische Schwammerlklischee“ erkennt. Unter dem Titel Schwammerl, Schubert´s historische belegter Spitzname, publizierte Rudolf Hans Bartsch 1912 einen biographischen Roman über das Leben des Komponisten Franz Schubert, mischte recht willkürlich frei erfundene Geschichten und Legenden mit historisch Überliefertem und prägte damit für Jahrzehnte das pseudobiedermeierliche Schubert-Klischeebild. Die erste authentisch überlieferte Krankheit befiel ihn im Dezember 1822 und scheint den Komponisten psychisch besonders schwer belastet zu haben („ich fühle mich als den unglücklichsten, elendsten Menschen der Welt“ schrieb er an Leopold Kupelwieser). Nach gängiger Auffassung der Schubertforschung hatte sich Schubert damals eine venerische Erkrankung zugezogen, wohl Syphilis.

Das 1825 von Franz Schubert komponierte Lied Ellens dritter Gesang  aus seinem Liederzyklus Das Fräulein vom See beginnt mit den Worten „Ave Maria“.

6 Rinaldo ist die erste Oper, die Händel in London schrieb, Beginn seiner dreißig Jahre währenden Laufbahn als Opernkomponist in London. Es geht um Kreuzzug, Belagerung und Befreiung Jerusalems, um feuerspeiende Monster und Sirenen, um Entführung, um Zauberer und Zauberei, um Betrug, und den Kreuzritter Rinaldo und seine Liebe zu Almirena. Am Ende sind die beiden vereint, besiegte Sarazenen bekennen sich zum Christentum. Und ganz allgemein erklären alle die Tugend zum höchsten Wert.

Im Vorwort des Textbuches berichtete Rossi von seiner Zusammenarbeit mit dem Komponisten:

„[…] Herr Händel, der Orpheus unserer Zeit, gab mir, während er die Noten schrieb, kaum Muße, die Worte zu Papier zu bringen und zu meiner größten Verwunderung sah ich eine ganze Oper durch dieses erstaunliche Genie in nur zwei Wochen in Musik gesetzt, und dies in größter Vollkommenheit.“

Rossi wusste vielleicht nicht, dass Händel etwa fünfzehn Nummern – vollständig oder teilweise – aus den Partituren früherer Werke übernahm. Dazu zählt die berühmte Arie Lascia ch’io pianga, die im zweiten Akt von Almirena gesungen und von da an mit diesem Werk assoziiert wird.

7 „So eine Bachsche Fuge ist ein Kristall“, habe Richard Wagner wie Cosima berichtete, gesagt. Es ist nicht anzuzweifeln, dass Bach der Gipfel der Orgelmusik ist, der Schöpfer der protestantischen Kirchenmusik.

„Ich habe diesen großen Mann unterschiedliche Male spielen hören. Man erstaunet bei seiner Fertigkeit, und man kann kaum begreifen wie es möglich ist, dass er seine Finger und seine Füße so sonderbar und so behend ineinanderschrenken, ausdehnen und damit die weitesten Sprünge machen kann, ohne einen einzigen falschen Ton einzumischen oder durch eine so heftige Bewegung den Körper zu verstellen“, schrieb der Musikkritiker Johann Adolf Scheibe 1737 über Bachs Fähigkeiten als Virtuose.

Es ist anzunehmen, dass Bach als Künstler selten großen Erfolg erlebt hatte, und überwältigt hatte dieser ihn nachweislich nie. Selbstzufriedenheit als Komponist, obwohl er immer gesichert leben konnte, gab es bei ihm offensichtlich nicht. Wir wissen, dass er sein ganzes Leben lang immer wieder seine Partituren hervorgeholt, umgeschrieben, verfeinert oder parodiert hat. Kein Verleger wartete auf Bachs Handschriften, um die Werke zu drucken, zu verbreiten, mit ihnen reich zu werden und dem Urheber einen Teil der Einnahmen abzugeben. Dieses urheberrechtliche System kannte Bach nicht. Er schrieb für den Augenblick und schuf Werke für die Ewigkeit.

8 Johannes Brahms war ein deutscher Komponist, Pianist und Dirigent, dessen Kompositionen vorwiegend der Romantik zugeordnet werden. Brahms gilt als einer der bedeutendsten europäischen Komponisten der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sein Vater, der das Musizieren als Handwerk zum Broterwerb verstand, spielte Horn und Kontrabass und trat mit kleinen Ensembles in Tanzlokalen in Hamburg auf.  Schon als Jugendlicher musste Brahms als Pianist in Hamburger Tanzlokalen zum finanziellen Unterhalt seiner Familie beitragen. Mit dem Wunsch ins künstlerische Leben eingeführt zu werden, wandte sich Brahms an den in Hannover weilenden Geiger Joseph Joachim, und dieser überredete ihn den in Düsseldorf weilenden Komponisten Robert Schumann aufzusuchen.

In der Neuen Zeitschrift für Musik erschien unter der Überschrift „Neue Bahnen“ der erste Artikel über Johannes Brahms, den Schumann persönlich verfasst hatte:

„Und er ist gekommen, ein junges Blut, an dessen Wiege Grazien und Helden Wache hielten. Er heißt Johannes Brahms, kam von Hamburg, dort in dunkler Stille schaffend, aber von einem trefflichen und begeistert zutragenden Lehrer gebildet in schwierigen Setzungen der Kunst, mir kurz vorher von einem verehrten bekannten Meister empfohlen. Er trug, auch im Äußeren, alle Anzeichen an sich, die uns ankündigen: Das ist ein Berufener.“

Dieses Engagement für Brahms machte den Zwanzigjährigen in Deutschland sozusagen über Nacht berühmt, es machte ihm Angst. In Briefen an Schumann drückte er seine Befürchtung aus, den Maßstäben der Öffentlichkeit nicht genügen zu können. Er verbrannte in einem Anfall überzogener Selbstkritik sogar einige seiner Werke. Zu Robert Schumanns Frau Clara, einer Pianistin mit europaweitem großem Ruhm, verband ihn eine innige seelische Verflechtung.

Das Wiegenlied in seiner heute bekannten Form erschien unter dem Titel Gute Nacht, mein Kind in der Sammlung Des Knaben Wunderhorn von Achim von Armin und Clemens Brentano, von Brahms 1868 vertont und Bertha Faber anlässlich der Geburt ihres zweiten Sohnes „zu allzeit fröhlichem Gebrauch“ gewidmet.

Im Zusammenhang der spätmittelalterlichen Textfassung erschließt sich die heute nicht mehr unmittelbar verständliche Pflanzenmetaphorik besser: die Rosen sollen ein schützendes Dach bilden, und die Näglein – eine veraltete, regional aber auch heute noch gebräuchliche Bezeichnung für Gewürznelken – sollen einen Schutz darstellen, da sie wegen ihrer ätherischen Öle gegen Ungeziefer und Krankheitserreger eingesetzt wurden. Der Schutzwunsch bezieht sich dabei allgemein auf einen geliebten Menschen. So befindet die Forschung das Lied wäre von Armin und Brentano fälschlich in den Anhang Kinderlieder einsortiert, obwohl es sich, wie die Blumensymbole zeigen, tatsächlich um ein Liebeslied handelt.

Im Begleitschreiben vom 15. Juli 1868 an das Ehepaar Faber beschreibt Brahms, wie er sich die häusliche Situation des Wiegenlied-Singens vorstellt:

„Frau Bertha wird nun gleich sehen, dass ich das Wiegenlied gestern ganz bloß für ihren Kleinen gemacht habe; sie wird es auch, wie ich, ganz in Ordnung finden, dass, während sie den Hans in Schlaf singt, der Mann sie ansingt und ein Liebeslied murmelt.“

9 „Lauscht man Bach, sieht man Gott keimen“, schreibt Emil Cioran, der rumänisch-französische Denker, „lauscht man einem Oratorium, einer Kantate oder einer Passion, weiß man, dass er existiert… Zu denken, dass so viele Theologen und Philosophen Nächte und Tage damit verbracht haben Beweise für die Existenz Gottes zu finden, und auf diesen einzigen Beweis vergaßen…“

„Wenn es jemand gibt, der Bach alles verdankt, dann ist es gewiss Gott.“

10 Christoph Willibald Gluck gilt als der erste international anerkannte Starkomponist, vergangene Epochen haben ihn als Richard Wagner des 18. Jahrhunderts bezeichnet, und Wagner selbst, wie auch Richard Strauss, Mozart und Beethoven sahen in seiner Musik und Theorie den Beginn der modernen Bühnenmusik.

Gluck wurde als erstes von neun Kindern geboren. Sein Vater und die Vorväter waren Förster, von Glucks Mutter ist nichts bekannt, weder ihre Herkunft noch ihr Familienname.

In Erzählungen berichtet Gluck: „Mein Vater war Förstermeister in einem böhmischen Ort und hatte mich zu seinem Nachfolger bestimmt. Aber in meiner Heimat treibt alles Musik […] Leidenschaftlich für diese Kunst entflammt, kam ich erstaunlich schnell vorwärts, spielte mehrere Instrumente. Mein ganzes Sinnen und Trachten galt schließlich nun mehr der Musik und nicht dem Förster-Dasein.“ Glaubt man Glucks Berichten, so folgt eine heimliche Flucht aus dem Elternhaus: „Eines schönen Tages, mit wenig Groschen in der Tasche, verließ ich heimlich das elterliche Haus und wanderte […] auf Umwegen in Richtung Wien. Meine Unterkünfte und Nahrung verschaffte ich mir durch meinen Gesang. An Sonn- und Festtagen spielte ich in Dorfkirchen.“ Auf dem Weg nach Wien besuchte Gluck zunächst Prag, wo er ab 1731 Logik und Mathematik studierte. Von einem Abschluss ist jedoch nichts bekannt.

11 Seit der Hochzeit des Thronfolger Ehepaares in Niederlanden, hat er Einzug in die Kirche gehalten, der Tango des Komponisten Astor Piazzolla, argentinischer Bandoneon-Spieler und Komponist. Er gilt als Begründer des Tango Nuevo, einer Weiterentwicklung des traditionellen Tango Argentino.